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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Impfen statt schimpfen!

Ich bin schockiert. Ich kann es gar nicht anders sagen. Zutiefst schockiert. Und das als erfahrene Demonstrantin/Gegendemonstrantin. Gegen was habe ich schon alles demonstriert: gegen den §218 und für das Recht auf Abtreibung, gegen den Abriss von Häusern, gegen Pegida (das war eine Gegendemonstration), gegen Studiengebühren, gegen Atomwaffen (das war wahrscheinlich naiv), für Naturschutz, gegen Bebauungspläne, usw.

Letzten Samstag haben wir uns die Quermotzer-Demo angeschaut, die seit Monaten jeden Samstag unser Viertel nervt und zu ätzenden Staus in der Stadt führt. Wir haben uns auf dem Bürgersteig am Rand der Demo mit einem lamierten Schildchen „Düsseldorf zeigt die Rote Karte für Querdenken“ hingestellt. Entlang der Straße waren einige Bilder in den Fenstern von Wohnungen gegen die nervigen Demos angebracht (s. Titelbild). An der ganzen Strecke standen in kleinen Familientrupps die genervten Nachbarn auf dem Bürgersteig und zeigten so ihren Unmut über die samstägliche Quermotzer-Demo. Viele mit selbstgebastelten Plakaten „impfen statt schimpfen“, „pfui“, „geht nach Haus“ usw. Ein stiller Protest, keine Gegendemo.

Relativierung der Nazi-Diktatur durch Quermotzer

Aber so eine Aggressivität wie sie von den Quermotzern ausging, haben wir von Demonstranten noch nie erlebt. Wir wurden ständig als Nazis beschimpft. Hä???

Viele Plakate verglichen außerdem die Corona-Maßnahmen mit Nazi-Verordnungen. Was für ein krudes Denken, es relativiert die Gräueltaten der Nazis. Ich finde, so eine Aussage muss strafbar sein. Man sah auch tatsächlich ab und an den Judenstern aufs T-Shirt geprintet oder an der Jacke. Auch unfassbar und unglaublich den Holocaust so zu relativieren.

Man beschimpfte uns nicht nur, man wollte uns auch provozieren und wahrscheinlich eine Prügelei herausfordern. Bis sich eine Demo-Ordnerin vor uns hinstellte und die Demonstranten ständig aufforderte „bitte geht weiter, keinen provozieren“. Wenn man die eigenen Leute so beschwichtigen muss, sollte man fragen, was das für Leute sind, die da demonstrieren.

Hohes Aggressionspotential

Wieso die Aggressivität uns gegenüber? Ich stand stur mit meiner roten Karte eine Stunde fast unbeweglich am Straßenrand. Ich habe bewusst keine Fotos gemacht, wir hingegen wurden ständig gefilmt und fotografiert. Mein Gatte hat ab und an Antworten gegeben, aber war sonst auch eher stur. Das reicht also als Provokation. Einfach nur stehen und zeigen, dass man von der samstäglichen Demo genervt ist? Ist das zu fassen?

Einer der Gründe ist sicherlich, dass die schweigende Mehrheit bis dato kommentarlos die nervigen Demos ertragen hat. Abgesehen davon, dass man sich an den Samstagen nicht mehr problemlos von A nach B bewegen kann, die Öffis haben Verspätung, mit dem Auto steht man im Stau, mit dem Fahrrad oder zu Fuß darf man die Demos nicht queren … (war mir auch neu). Und viele der Teilnehmer sind unangehm.

Schockierend war nicht nur die Aggressivität, sondern auch die mitlaufenden Menschen. Man muss klar sagen, es waren nur wenige offensichtlich rechtsgerichtete Personen dabei, es war eher die Heilpraktiker/Esoteriker/Alternativ-Ecke vertreten. Und vielleicht einige „Bernd Höckes“, die man nicht erkannt hat, weil sie „normal“ aussahen.

Pharmafeindlichkeit als Triebfeder

Hervorstechend an Plakaten war für mich die Pharmafeindlichkeit. Diese Saat haben die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und die Print-Medien wie Spiegel und Stern seit Jahrzehnten gelegt. Auch das Mißtrauen gegenüber Ärzten wurde jahrelang geschürt. (Dazu gab es von pharma-net-blog schon einige Blogbeiträge, s. Liste unten.)

Aber ein Quermotzer würde sich ja nicht „quer“ nennen, wenn es im Kopf nicht quer zuginge. So glaubt man den Medienberichten über die böse Pharma sehr wohl, behauptet aber gleichzeitig, dass die Medien, von öffentlich-rechtlich bis hin zu den führenden Printmedien, wie FAZ, Welt und Zeit, nur Lügen verbreiten. Ständig riefen die Plakate auf, das TV abzuschalten und seine Informationen im Internet (!) zu suchen. 😵‍💫 Klar muss man jeden Medienbericht kritisch sehen, aber eben alle und insbesondere Internetinformationen.

Und last but not least gab es tatsächlich auch T-Shirts mit „Gebt Gates keine Chance“. 😂 Diese Verschwörung ist also immer noch nicht ausgerottet.

Gegen die Coronamaßnahmen, die in der Tat nicht immer logisch aufgebaut sind, kann man sicherlich protestieren, aber nicht im Quermotzerformat (mit entsprechender rechter Historie) und auch nicht jede Woche.

Fazit

Tipp an die Politik: Ignorieren! Die Leute sind tatsächlich so verquer, die wird man nicht überzeugen können. Denn wer bis heute noch nicht begriffen hat, dass die Impfung nicht gefährlich ist, aber Covid-19, den kann man nun wirklich nicht mehr umstimmen. Und bitte härter durchgreifen wenn es um Nazivergleiche geht. So etwas darf nicht sein, das muss bestraft werden.

Blogbeiträge zur Pharma- und Ärzt:innenfeindlichkeit:

Das ARD-Politmagazin Monitor hat sich den Sellerie-Award redlich verdient

When headlines suck!

Auch Frauen können irren!

Sensationsjournalismus und die Folgen

Geldverdienen im Gesundheitswesen

Pharma: Der ewige Buhmann?

Award „Sellerie-Torte“ geht an arte!

Die Geister, die die Medien riefen – Mangelndes Vertrauen in die Medizin

Medikamente gibt es nicht zum Schnäppchenpreis

Vince Ebert extrapoliert – Geldverdienen mit Medikamenten

 

Titelbild: ©Karen Thiel – Stinkefinger gegen Quermotzer – Nachbarschaftsprotest gegen die samstäglichen Quermotzerumzüge




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