In diesem Fall irrt Alice Schwarzer, eine Frau, die von der Autorin sehr bewundert wird. Es ist also kein Post gegen Alice Schwarzer sondern gegen eine Aussage in ihrem Buch „Lebenswerk“.
Über Transsexualität soll an dieser Stelle gar nicht diskutiert werden. Jeder muss und soll das für sich selbst entscheiden. Es geht im vorliegenden Blog um folgenden Satz auf Seite 78:
„Doch Identitätspolitik und Transindustrie boomen, und es ist natürlich auch ein Riesengeschäft: für die Pharmaindustrie, für Therapeuten wie Ärzte. Fatalerweise haben auch viele Gutmeinende das bisher noch nicht durchschaut.“
Schwarzer Peter gesucht
Was soll das heißen? Eine Erfindung der Pharmaindustrie? Eine Erfindung der Ärzte, also der Chirurgen, die operativ die sekundären Geschlechtsmerkmale operieren? Oder eine Erfindung der Endokrinologen, die entsprechende Hormone verschreiben?
In der Tat werden alle drei Gruppen Geld damit verdienen. Aber es schleicht sich der Verdacht ein, dass der schwarze Peter, also der Trans-Hype, der von Alice Schwarzer kritisiert wird, mal wieder Pharma, Ärzten und Co. in die Schuhe geschoben wird. Es ist – zumindest was Pharma und Chirurgen angeht – anders herum: Erst kam der Trans-Hype und plötzlich gab es eine größere Nachfrage.
Psychiater und Psychologen und sonstige Therapeuten haben möglicherweise gesehen, dass es Menschen, die sich in einem „falschen“ Körper gefangen fühlen, nach einer Geschlechtsanpassung besser geht. Das bestätigt ein interessanter Übersichtsartikel über Geschlechtsanpassung, der im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist: https://www.aerzteblatt.de/archiv/216299/Geschlechtsangleichende-Hormontherapie-bei-Geschlechtsinkongruenz Darin heißt es:
„Typischerweise entsteht mit Einsetzen der Pubertät ein deutlicher Leidensdruck (Geschlechtsdysphorie), der zum Wunsch nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen führt. Menschen mit Geschlechtsdysphorie weisen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung mit 9–11 % eine erhöhte Rate an Suizidversuchen und mit 1,5–2 % eine deutlich höhere Rate an vollendeten Suiziden auf. Eine Abnahme psychischer und körperlicher Symptome sowie eine Zunahme der Lebensqualität nach Beginn einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie (GAHT) wurde, bei allerdings eingeschränkter Datenqualität, 2010 in einer Metanalyse verzeichnet und konnte in prospektiven Arbeiten bestätigt werden.“
Transsexuelle diskutieren
Transpersonen selbst reden über ihre persönliche Entscheidung zur Geschlechtsumwandlung übrigens ohne Pharmabashing. Beispielhaft kann man das in der Emma-Diskussion zu „50 Jahre Neue Frauenbewegung“ am 12. September 2021 ab ca. 4:13:28 sehen kann.
Wenn man von einem Druck auf die Geschlechtsanpassung sprechen möchte, dann kommt der Druck eher durch die Trans-Gruppen, in denen die Menschen verkehren. Vielleicht gäbe es die Diskussion auch gar nicht, wenn man die Geschlechterrollen bereits überwunden hätte und jeder Mensch all das, was man sich wünscht, verwirklichen könnte.
Fazit
Unterliegt Alice Schwarzer dem „confirmation bias“ (Bestätigungsfehler)? Aus den Journalisten-Köpfen sind die Vorurteile gegenüber der Gesundheitsbranche anscheinend nicht mehr zu tilgen. Verfestigt, ist verfestigt, da helfen keine Pillen? Anscheinend nicht. Auf die Folgen dieses einseitigen Bashings haben wir schon mehrfach hingewiesen und wir sehen es jetzt mehr als deutlich an der Impfverweigerung in der Corona-Pandemie wozu es geführt hat.
Quellen
50 Jahre Neue Frauenbewegung am 12. September 2021, 13.30 Uhr: TRANSSEXUALITÄT & IDENTITÄT: Gespräch Chantal Louis mit drei Transsexuellen: Till Amelung (Frau zu Mann), Sabeth Blank (Frau/Mann/Frau), Ines Paul Baumann (dazwischen)
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Titelbild: © KT Projekt