Warum es falsch ist, den Patentschutz für die Covid-19-Impfungen aufzuheben und was das mit der Debatte um den Schutz geistigen Eigentums zu tun hat, erfahren Sie in dem aktuellen Blogbeitrag.
Ohne Patentschutz keine Innovationen
Die Aussage Bidens, dass man darüber nachdenke, den Patentschutz für die Covid-19-Impfstoffe aufzuheben, hat eingeschlagen wie eine Bombe. Saloppe Antwort: „Geht gar nicht!“
„Die forschenden Pharmaunternehmen haben in Rekordzeit Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt, sie zur Zulassung gebracht und deren Großproduktion aufgebaut. … Die Entwicklung der Impfstoffe beruht teilweise auf jahrzehntelanger Vorarbeit. Es waren vor allem private Geldgeber und Unternehmen, die dabei ins finanzielle Risiko gegangen sind, um wissenschaftliche Erkenntnisse weiterzuentwickeln und neue Technologien zur Marktreife zu bringen. Sie taten dies mit der Aussicht, dass ihr geistiges Eigentum durch Patente geschützt wird und ihre Investitionen die Chance bekommen, sich zu amortisieren“. (Q)
Auch die gerne genannten staatlichen Investitionen, die aktuell in die Produktionskapazitäten fließen, sind kein Argument für eine Patentaufhebung. Denn an den Vorarbeiten waren diese staatlichen Investionen gar nicht beteiligt. Sie dienen momentan dazu, um soviel wie möglich zu produzieren, damit der Großteil der Bevölkerung geimpft werden kann. Aber erst nachdem die Vorarbeiten und die klinischen Studien bereits gelaufen waren kam staatliche Unterstützung ins Spiel.
Know How behalten
Außerdem: Wie können die Industrienationen denn noch weiteres Know How an die Schwellenländer abgeben? Wir gefährden unseren eigenen Wohlstand! Die Erfahrung haben viele deutsche Firmen bereits beim Chinahandel gemacht. Und nun auch noch unsere biotechnologisches Know How? Obelix würde sagen: „Die spinnen, die Römer“. Die Autorin sagt: „Herr Biden spinnt“, denn er hat die Diskussion losgetreten.
Wir haben doch gesehen, welches Drama es war und ist, dass entscheidene Produkte nicht mehr in Europa, sondern nur noch in Asien produziert werden. Denken wir an die Masken, denken wir an die Lieferengpässe von vielen Arzneimitteln. Außerdem:
„Eine Aufhebung des Patentschutzes würde nicht dafür sorgen, dass auch nur eine einzige Dosis Impfstoff schneller zur Verfügung steht. Wahrscheinlich wäre sogar das Gegenteil der Fall: Die Originalhersteller würden keinen Anreiz mehr haben, sich an einer schnellstmöglichen weltweiten Versorgung mit Impfstoffen zu beteiligen. Auch eine Umrüstung bestehender Impfstofffabriken wäre kontraproduktiv, da dann andere wichtige Impfstoffe wegfallen müssten. Leerstehende Impfstofffabriken gibt es unseres Wissens nicht. Selbst Indien, das eigene Impfstoffe entwickelt, sucht händeringend weltweit nach Produktionskapazitäten. Deswegen setzen Pharmaunternehmen auf Kooperation untereinander.“ (Q)
Zu dem Thema möchten wir noch weitere Artikel empfehlen:
https://www.pharma-fakten.de/news/details/1079-pharmabranche-zur-innovation-verdammt/
https://blogs.sciencemag.org/pipeline/archives/2021/05/06/waiving-ip
https://www.mpg.de/16557172/patentschutz-corona-impfung
Helfen ja, Know How verschenken nein!
Mit der COVAX-Facility-Initiative werden weltweit Länder mit Impfstoff versorgt. Die USA beteiligen sich übrigens nicht daran, es gilt immer noch „America first“. Die EU versendet im Prinzip genausoviel Impfstoff an die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen wie in Europa verimpft wird. Weitere Infos dazu liefert folgender Bericht und Podcast: https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/coronavirus/covax-facility
Desweiteren bieten u. a. BionTech/Pfizer Auslizensierungen an und bauen gerade in Afrika eigene Impfproduktionsstätten auf. Das ist auch deshalb notwendig, da sich vom Handling her der BionTech-Impfstoff Comirnaty nur schwer für Entwicklungsländer eignet, Stichwort Temperatur. Die Vektor-Impfstoffe von AstraZeneca und Janssen lassen sich dagegen viel einfacher in diese Länder transportieren und verteilen.
Schutz des geistigen Eigentums
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch: Autoren, Zeitungen, Zeitschriften, haben um den Schutz ihres geistigen Eigentums gekämpft, was sie im Internet in Gefahr sahen. Es kam zur Überarbeitung des Urheberrechtsgesetzes. Es gab damals viele Proteste der Netzgemeinde, da man die Kunst- und Meinungsfreiheit bedroht sah, aber der „Gedanken-Patentschutz“ wurde durchgesetzt. Und jetzt wollen einige dieser Gruppe genau das den Impfstoff entwickelnden Unternehmen zumuten? Nur weil es die „böse“ Pharmabranche ist? Nochmal: „Geht gar nicht“.
Quelle der Zitate:
https://www.vfa.de/de/wirtschaft-politik/politik/aufhebung-patentschutz
Links:
Zum Thema Lieferengpässe:
Geldverdienen im Gesundheitswesen