Und wieder bemüht man das Vorurteil der bösen Pharmaindustrie und befeuert damit indirekt die Quermotzer. Böhmermann liest das Pharma-Bashing, das seine Redaktion, angeführt von Hanna Herbst, verzapft hat, in seiner Sendung ZDF Magazin Royal vom 18.01.2022 wie immer sehr clownesk ab. Muss das sein? Nein! Hanna Herbst: Lassen Sie das mit dem Pharma-Bashing! Informieren Sie sich, warum Patentschutz wichtig ist.
Ausführlich haben wir in unserem Blogbeitrag: „Patentschutz muss bleiben“ vom 7. Mai 2021 ausgeführt, dass die Aufhebung des Patentschutzes keine gute Idee ist.
Globale Versorgung mit Impfstoff
Richtig ist, dass wir eine globale Versorgung mit Impfstoff benötigen. Aber: hat Afrika tatsächlich zu wenig Impfstoff? Da gibt es durchaus andere Aussagen:
„Regierungsmitarbeiter Tchokfe erklärt, dass die afrikanischen Länder durch die COVAX-Initiative der Vereinten Nationen Millionen Impfdosen erhalten hätten, dazu hätte China geliefert, die Afrikanischen Union hätte selbst 400 Millionen Dosen für den Kontinent gekauft …“
Es scheint unterschiedliche Aussagen dazu zu geben, ob Afrika wirklich zu wenig Impfstoff hat. Tatsache ist, dass wenige Menschen geimpft sind. Warum? Wegen der sehr jungen Bevölkerung in Afrika gab es nur wenige Corona-Tote. Das erklärt die geringe Impfbereitschaft in Afrika, abgesehen von den Verschwörungsgerüchten und dem Glauben an Medizinmänner in einigen Regionen Afrikas.
Der Impfstoff ist gerade in Ländern mit vielen älteren Menschen wichtig, da diese durch das SARS-CoV-2-Virus gefährdet sind. Und auf den Punkt gebracht: Das sind genau die Länder, die genügend Impfstoff haben. Ein Problem in diesen Ländern sind die Impfverweigerer, die für eine zu geringe Impfquote sorgen. Allen voran die Esoteriker, Verschwörungsgläubigen und rechten Gruppierungen, die sich durch solche Medienberichte immer wieder in ihrem Vorurteil gegenüber der pharmazeutischen Industrie bestätigt sehen. Aus eigenen Erfahrungen lässt sich gerade die Pharmafeindlichkeit in den Quermotzer-Demos beobachten. Ein Bericht darüber folgt.
Schwierige Lagerbedingungen für mRNA-Impfstoffe
Nicht jeder Impfstoff ist für jedes Klima in jeder Gegend geeignet. Die Lagerbedingungen von Comirnaty® (BioNTech) lauten wie folgt:
Lagerung bei –90 °C bis –60 °C: bis zu 9 Monate (ungeöffnete Vials)
Lagerung im Kühlschrank bei 2°C bis 8 °C: max. 1 Monat inkl. Zeit für Auftauen und
Transport; nach dem Auftauen nicht wieder einfrieren
Lagerung (unverdünnt) bei Raumtemperatur (max. 30 °C): max. 2 Stunden
nach Rekonstitution innerhalb von 6 Stunden verimpfen, Lagerung bei 2 °C bis
30 °C; vorsichtiger Transport möglich, Erschütterungen sind unbedingt zu vermeiden
In Kamerun beispielsweise ist der Einsatz der mRNA-Impfstoffe auf dem Land nicht möglich, wie das Zitat eines Impfarztes zeigt:
„Und die vorhandenen Impfstoffe müssen hier auf der Krankenstation auch oft weggeworfen werden, erzählt Mediziner Mbarag. Wenn der Strom ausfällt – für mehrere Stunden oder sogar Tage – ist er nicht mehr nutzbar. Notstromaggregate oder sogar Solaranlagen mit Stromspeichern seien zu teuer. Hinzu kommt, dass sich am Tag oft nur eine Person impfen lässt und von den fünf möglichen Dosen einer Ampulle dann vier Dosen weggeworfen werden müssen, so der Arzt.“
Ergo: Nicht der Patentschutz muss aufgehoben werden, sondern die Möglichkeit in den entsprechenden Ländern den Impfstoff überhaupt anwenden zu können. Außerdem: Es muss erst einmal eine Nachfrage nach mRNA-Impfstoffen bestehen!
Produktionskapazitäten sind ausgeschöpft
Folgendes Zitat vom vfa haben wir in unserem Blogbeitrag vom Mai letzten Jahres auch schon bemüht. Es stimmt aber immer noch:
„Eine Aufhebung des Patentschutzes würde nicht dafür sorgen, dass auch nur eine einzige Dosis Impfstoff schneller zur Verfügung steht. Wahrscheinlich wäre sogar das Gegenteil der Fall: Die Originalhersteller würden keinen Anreiz mehr haben, sich an einer schnellstmöglichen weltweiten Versorgung mit Impfstoffen zu beteiligen. Auch eine Umrüstung bestehender Impfstofffabriken wäre kontraproduktiv, da dann andere wichtige Impfstoffe wegfallen müssten. Leerstehende Impfstofffabriken gibt es unseres Wissens nicht. Selbst Indien, das eigene Impfstoffe entwickelt, sucht händeringend weltweit nach Produktionskapazitäten. Deswegen setzen Pharmaunternehmen auf Kooperation untereinander.“
Gerade prüfen BioNTech und Moderna in klinischen Studien Impfstoffe gegen Omikron. Dafür sind Gelder vorhanden, u. a. dank des Patentschutzes. Im Frühjahr werden die Impfstoffe voraussichtlich zur Verfügung stehen.