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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Hanna Herbst lässt Böhmermann gegen Pharma bashen – Lasst das!

Und wieder bemüht man das Vorurteil der bösen Pharmaindustrie und befeuert damit indirekt die Quermotzer. Böhmermann liest das Pharma-Bashing, das seine Redaktion, angeführt von Hanna Herbst, verzapft hat, in seiner Sendung ZDF Magazin Royal vom 18.01.2022 wie immer sehr clownesk ab. Muss das sein? Nein! Hanna Herbst: Lassen Sie das mit dem Pharma-Bashing! Informieren Sie sich, warum Patentschutz wichtig ist.

Ausführlich haben wir in unserem Blogbeitrag: „Patentschutz muss bleiben“ vom 7. Mai 2021 ausgeführt, dass die Aufhebung des Patentschutzes keine gute Idee ist.

Globale Versorgung mit Impfstoff

Richtig ist, dass wir eine globale Versorgung mit Impfstoff benötigen. Aber: hat Afrika tatsächlich zu wenig Impfstoff? Da gibt es durchaus andere Aussagen:

„Regierungsmitarbeiter Tchokfe erklärt, dass die afrikanischen Länder durch die COVAX-Initiative der Vereinten Nationen Millionen Impfdosen erhalten hätten, dazu hätte China geliefert, die Afrikanischen Union hätte selbst 400 Millionen Dosen für den Kontinent gekauft …“

Es scheint unterschiedliche Aussagen dazu zu geben, ob Afrika wirklich zu wenig Impfstoff hat. Tatsache ist, dass wenige Menschen geimpft sind. Warum? Wegen der sehr jungen Bevölkerung in Afrika gab es nur wenige Corona-Tote. Das erklärt die geringe Impfbereitschaft in Afrika, abgesehen von den Verschwörungsgerüchten und dem Glauben an Medizinmänner in einigen Regionen Afrikas.

Der Impfstoff ist gerade in Ländern mit vielen älteren Menschen wichtig, da diese durch das SARS-CoV-2-Virus gefährdet sind. Und auf den Punkt gebracht: Das sind genau die Länder, die genügend Impfstoff haben. Ein Problem in diesen Ländern sind die Impfverweigerer, die für eine zu geringe Impfquote sorgen. Allen voran die Esoteriker, Verschwörungsgläubigen und rechten Gruppierungen, die sich durch solche Medienberichte immer wieder in ihrem Vorurteil gegenüber der pharmazeutischen Industrie bestätigt sehen. Aus eigenen Erfahrungen lässt sich gerade die Pharmafeindlichkeit in den Quermotzer-Demos beobachten. Ein Bericht darüber folgt.

Schwierige Lagerbedingungen für mRNA-Impfstoffe

Nicht jeder Impfstoff ist für jedes Klima in jeder Gegend geeignet. Die Lagerbedingungen von Comirnaty® (BioNTech) lauten wie folgt:

Lagerung bei 90 °C bis 60 °C: bis zu 9 Monate (ungeöffnete Vials)
Lagerung im Kühlschrank bei 2°C bis 8 °C: max. 1 Monat inkl. Zeit für Auftauen und
Transport; nach dem Auftauen nicht wieder einfrieren

Lagerung (unverdünnt) bei Raumtemperatur (max. 30 °C): max. 2 Stunden

nach Rekonstitution innerhalb von 6 Stunden verimpfen, Lagerung bei 2 °C bis
30 °C; vorsichtiger Transport möglich, Erschütterungen sind unbedingt zu vermeiden

In Kamerun beispielsweise ist der Einsatz der mRNA-Impfstoffe auf dem Land nicht möglich, wie das Zitat eines Impfarztes zeigt:

„Und die vorhandenen Impfstoffe müssen hier auf der Krankenstation auch oft weggeworfen werden, erzählt Mediziner Mbarag. Wenn der Strom ausfällt – für mehrere Stunden oder sogar Tage – ist er nicht mehr nutzbar. Notstromaggregate oder sogar Solaranlagen mit Stromspeichern seien zu teuer. Hinzu kommt, dass sich am Tag oft nur eine Person impfen lässt und von den fünf möglichen Dosen einer Ampulle dann vier Dosen weggeworfen werden müssen, so der Arzt.“

Ergo: Nicht der Patentschutz muss aufgehoben werden, sondern die Möglichkeit in den entsprechenden Ländern den Impfstoff überhaupt anwenden zu können. Außerdem: Es muss erst einmal eine Nachfrage nach mRNA-Impfstoffen bestehen!

Produktionskapazitäten sind ausgeschöpft

Folgendes Zitat vom vfa haben wir in unserem Blogbeitrag vom Mai letzten Jahres auch schon bemüht. Es stimmt aber immer noch:

„Eine Aufhebung des Patentschutzes würde nicht dafür sorgen, dass auch nur eine einzige Dosis Impfstoff schneller zur Verfügung steht. Wahrscheinlich wäre sogar das Gegenteil der Fall: Die Originalhersteller würden keinen Anreiz mehr haben, sich an einer schnellstmöglichen weltweiten Versorgung mit Impfstoffen zu beteiligen. Auch eine Umrüstung bestehender Impfstofffabriken wäre kontraproduktiv, da dann andere wichtige Impfstoffe wegfallen müssten. Leerstehende Impfstofffabriken gibt es unseres Wissens nicht. Selbst Indien, das eigene Impfstoffe entwickelt, sucht händeringend weltweit nach Produktionskapazitäten. Deswegen setzen Pharmaunternehmen auf Kooperation untereinander.“

Gerade prüfen BioNTech und Moderna in klinischen Studien Impfstoffe gegen Omikron. Dafür sind Gelder vorhanden, u. a. dank des Patentschutzes. Im Frühjahr werden die Impfstoffe voraussichtlich zur Verfügung stehen.

Habeck hat sich überzeugen lassen

Hanna Herbst und ihr Team lassen Böhmermann über Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck lästern, der vor seiner Wahl auch die Forderung nach Patentfreigabe rausposaunt hat. Nun hat er sich wohl informiert und ist zu einem anderen Schluss gekommen. Wie wäre es, wenn das Redaktionsteam sich ebenfalls informiert über die Wichtigkeit von Patentschutz. Dafür empfehlen wir folgende Lektüre vom vfa:
Dort ist auch ein PDF zu finden, was man sich herunterladen kann.

Ohne Publikum ist es viel schöner!

Böhmermann meckerte während der Sendung, er vermisse sein Publikum. Ich ehrlich gesagt nicht. Und auch nicht bei anderen Sendungen. Diese Claqueure ins Studio zu setzen und sie vorher anzuheizen, damit sie bester Stimmung sind und wissen wann sie zu lachen und zu klatschen haben, nervt absolut. Wenn Corona etwas Gutes hatte, dann dass man nun fast 2 Jahre lang in keiner Talkshow und keiner Satiresendung das Publikum ertragen musste. Was für eine Entspannung!

Fazit

Die Pandemie endet weder wegen Afrika noch wegen der bösen Pharmaindustrie nicht. Es liegt schlicht und ergreifend am Virus. Es wandelt sich einfach zu häufig und zu stark als das man es in den Griff bekommt. Deshalb reden alle von „Endemie“ als Nachfolge der „Pandemie“. Impfungen werden also Alltag bleiben. Das scheint beim ZDF Magazin Royal noch nicht angekommen zu sein.
 
Links zur Coronapandemie und Afrika
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