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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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mRNA-Technologie zur Krebsbekämpfung

Krebs bekämpfen ist ein Menschheitstraum, gehört Krebs doch mit zu den schrecklichsten Erkrankungen. Und die Krebserkrankungen nehmen zu, auch weil wir immer älter werden. Beispielsweise ist ein Zuwachs des Nicht-kleinzelligen Lungenkrebs festzustellen – durch Rauchen, Passivrauchen, Feinstaub, Strahlung, Aerosole etc. Viele Frauen erwischt es mit Brustkrebs. Und dies auch in jüngeren Jahren.

Deshalb wird fieberhaft gegen Krebs geforscht. Aber so richtig gibt es noch keinen Durchbruch, nur kleine Schrittchen nach vorne. Wird sich das durch die mRNA-Technologie ändern?

Chemotherapie – immer noch Standardtherapie

Das hat man sich in den 70er Jahren sicherlich anders vorgestellt. Auf lustige Weise zeigt dies der Ausschnitt aus dem Star-Trek-Film IV, in dem Kirk, Spock und Pille auf die Erde nach einem Zeitsprung kommen und Wale retten, und Pille sagt: „Chemotherapie! Das sind doch Methoden aus der Steinzeit!“ In der Tat, so kommt es einem heute immer noch vor. Chemotherapie – eine Behandlung von gestern!

Wer mal durch eine Chemotherapie gegangen ist, der weiß, was das bedeutet. Man kann es gar keinem wirklich erklären und es wird sehr individuell empfunden. Fest steht, es ist unangenehm und mit vielen Nebenwirkungen verbunden.

Antikörper – ein erfolgreicher weiterer Schritt

Aber Chemotherapie ist nicht mehr die einzige Waffe im Kampf gegen viele Tumorarten. Es gibt glücklicherweise mittlerweile Antikörpertherapien, die zur Heilung führen können oder die Lebenszeit merklich verlängern. Aber auch diese Therapien werden begleitend zu einer Chemotherapie eingesetzt und nicht stattdessen.

„Antikörper (auch Immunoglobuline genannt) sind Proteine (Eiweiße). Sie werden vom Immunsystem eingesetzt, um Krankheitserreger wie Bakterien und Viren zu neutralisieren. Sie werden von einer Klasse weißer Blutzellen, den Plasmazellen, auf eine Reaktion der B-Lymphozyten hin, produziert. Antikörper entstehen im Organismus, wenn B-Zellen mit einem passenden Antigen in Kontakt kommen. Das hat zur Folge, dass die B-Zelle aktiviert wird und zu einer Plasmazelle differenziert, die große Mengen Antikörper ausschüttet. Diese Antikörper sind in der Lage, das Antigen spezifisch zu binden.“ (Quelle: DZIF)

Beispiele für Antikörpertherapien:

Für den Einsatz einer Antikörpertherapie müssen die entsprechenden Targets vorliegen. Nicht für alle Tumorarten sind Targets gefunden worden, aber daran wird weiter fieberhaft geforscht. Diese zielgerichtete Therapie ist im Endeffekt mit der sog. personalisierten Medizin gemeint, über die viel geschrieben wird.

Mit mRNA gegen den Krebs vorgehen

Wir alle kennen die Firma BioNTech von dem Covid-19-Impstoff Comirnaty®. Es ist ein mRNA-Impfstoff. Die Firma wurde aber nicht als Impfstoff-Forschungsunternehmen gegründet, sondern wollte mit der mRNA-Technologie Krebserkrankungen zu Leibe rücken. Dank der Gewinne aus den Impfstoffen können die Forscher von BioNTech nun mit Volldampf ihrer eigentlichen Zielsetzung näher kommen. Die Gewinne werden in die Krebsforschung investiert und man ist schon ein ganzes Stück weiter gekommen.

Dazu gibt es einen sehr guten Podcast von Stern und Geo, der sehr hörenswert ist:  Link zum Podcast

Wie kann die Krebsbehandlung mit mRNA funktionieren?

Im Prinzip heilt das körpereigene Immunsystem. Es lernt den Tumor zu erkennen und zu bekämpfen. Tumore tarnen sich häufig vor dem Immunsystem. Sie müssen also enttarnt werden. Das ist vergleichbar mit den oben erwähnten Antikörpertherapien. Dr. Niels Halama, „Leiter der Abteilung Translationale Immuntherapie, Oberarzt und Leiter der Forschungsgruppe Adaptive Immunotherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg“, erklärt es so:

„Das Ziel besteht darin, das Immunsystem in die Lage zu versetzen, den Tumor zu erkennen und mit den zur Verfügung stehenden Waffen zu bekämpfen, also zum Beispiel mit Antikörpern, die gegen die Krebszellen gerichtet sind. Es entstehen ja bei jedem Menschen tagtäglich Vorläufer von Krebszellen, zum Beispiel durch Mutationen, die während der Zellteilung auftreten. Im Normalfall arbeitet das Immunsystem dann sehr effektiv: Es erkennt die veränderten Zellen als „fremd“ und zerstört sie. Manchen Krebszellen gelingt es aber, sich zu tarnen, oder sie bremsen den Angriff des Immunsystems aus. So kann dann eine Tumorerkrankung entstehen. Die Impfung soll dem Immunsystem wieder beibringen, dass die Tumorzellen „fremd“ sind und bekämpft werden müssen. “ (Quelle: DKFZ)

Gerne wird diese Technologie auch als mRNA-Impfung gegen Krebs bezeichnet. Aber das ist nicht ganz korrekt. Es ist im Prinzip anders herum. Zuerst muss der Tumor selbst bestimmt werden, indem man die Tumor-DNA analysiert. Jedes Carcinom ist bei jedem Menschen anders, daher müssen die Forschenden erst einmal wissen mit wem man es zu tun hat. Im nächsten Schritt suchen sie den Unterschied zu gesunden Zellen, damit sie die mRNA so aufbauen, dass sie gegen ein ganz spezifisches Target ein Protein im Körper synthetisiert. Das ist eine noch eine Stufe weiter zur personalisierten Medizin.

„Grob vereinfacht funktionieren sie [die mRNA-Impfungen] folgendermaßen: Einer Patientin oder einem Patienten wird ein Stück Tumormaterial entnommen. Wissenschaftler untersuchen dann die Erbgutveränderungen und überlegen, welche davon zu besonders auffälligen Proteinen auf den Zellen führen. Dann stellen sie im Labor mRNAs her, die den Bauplan für Teile der veränderten Krebsproteine tragen. Es gibt auch mRNA-Impfungen, die den Bauplan für Proteinstückchen enthalten, die in bestimmten Krebszellen häufig vorkommen. Sie müssen nicht individuell angepasst werden.

Wird nun ein Mensch mit einem mRNA-Vakzin geimpft, nehmen gesunde Körperzellen, vor allem so genannte antigenpräsentierende Zellen die mRNA auf. Im Zellinneren dient sie dann als Bauanleitung zur Proteinherstellung. Da die verimpften mRNAs nur den Bauplan für nicht funktionsfähige Teile der Krebsproteine enthalten, schaden sie der Zelle nicht und können keinen Krebs auslösen. “ (Quelle: Spektrum der Wissenschaft)

Wie bei den Antikörpern auch, braucht die Therapie ein Target. Der Tumor muss sich beispielsweise von den gesunden Zellen unterscheiden. Nur dann hat man mit der mRNA-Technologie einen Ansatzpunkt. Findet man keinen Unterschied, bleibt weiterhin nur die Chemotherapie.

Aber auch mit mRNA-Therapien ist die Zeit der Chemotherapie noch nicht vorbei. Vermutlich wird mit Chemo gestartet bis dann die richtige mRNA-Sequenz für den individuellen Tumor gefunden ist und „geimpft“ werden kann. Denn die Suche nach dem Target wird ein paar Wochen dauern.

Ausblick

Erste Studien zur mRNA-Impfung gegen Krebs laufen bereits. Die ersten Ergebnisse bei Bauchspeichelkrebs, der bis dato kaum behandelbar ist, und bei Melanomen (schwarzem Hautkrebs) sind ermutigend. Wann wirklich eine Therapie damit möglich sein wird, lässt sich noch nicht sagen.

Ob sich die Impfgegner:innen und mRNA-Paniker:innen im Falle der eigenen Krebserkrankung mit mRNA-Therapien behandeln lassen. Bestimmt. Dann ist mRNA plötzlich doch nicht mehr so unheimlich, denn es geht ums eigene Überlegen und nicht um die Corona-Verschwörung. 😂

 

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Titelbild: Arek Socha auf Pixabay

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