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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Hört auf zu Rauchen! – Nahrung statt Tabak!

Am 31. Mai war Weltnichtrauchertag. Er stand unter dem Motto „Nahrung statt Tabak“. Tabakanbau vernichtet nicht nur Wälder, Anbauflächen nehmen auch Platz für Nahrung weg. Darauf machten am Weltnichtrauchertag viele Organisationen aufmerksam. Gerade in Deutschland ist eine starke Anti-Rauchen-Kampagne notwendig.

Denn hier gibt es immer noch viel zu viele Raucher:innen! Rauchen ist schädlich, das braucht man nicht erwähnen. Erwähnenswert ist aber, dass Raucher:innen total nerven. Rauchen ist kein Kavaliersdelikt und es gehört auch nicht zur persönlichen Freiheit des Einzelnen, weil es die persönliche Freiheit der Nichtraucher:innen einschränkt.

Deutschland ist ganz weit hinten was Nichtraucher:innenschutz angeht. Deutschland nimmt den viertletzten Platz auf der Tabakkontrollskala ein (Platz 34 von 37). Das muss sich ändern!

Vorbild Neuseeland

Für Menschen, die am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren sind, wird es zeitlebens illegal sein, Zigaretten zu erwerben. Denn: Das Alter, um Zigaretten legal zu erwerben wird nun jedes Jahr um ein Jahr ansteigen. Schon jetzt gehört Neuseeland mit einem Preis von 23 Euro pro Schachtel zu den teuersten Ländern der Welt für Raucher.

Außerdem müssen Tabakkonzerne den Nikotingehalt der Zigaretten senken. Und die Zahl der Läden, in denen Zigaretten verkauft werden können, soll von heute etwa 8.000 auf 500 fallen. Neuseelands Gesundheitsministerin Ayesha Verrall hofft so, dass das Land schon 2025 mehr oder weniger nikotinfrei ist.

Bereits heute greifen nur noch acht Prozent der Bevölkerung täglich zu einer Zigarette. Ab weniger als fünf Prozent gilt ein Land als tabakfrei. (Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/zigaretten-verbot-neuseeland-100.html)

Neuseeland hat es allerdings einfacher als Deutschland, denn es ist eine Insel, da lassen sich rigerose Maßnahmen leichter durchsetzen. Wahrscheinlich werden Zigaretten auch dort über das Meer geschmuggelt, dann wer noch raucht, will keine 23 Euro pro Packung zahlen. Aber es ist natürlich nicht so einfach wie bei uns mit den offenen EU-Grenzen.

EU-Vergleich

Der Podcast von „IQ – Wissenschaft und Forschung“ zeigt zum Weltnichtrauchertag auf, wie es Schweden gelungen ist, fast rauchfrei zu werden. Unbedingt mal reinhören!

In Schweden rauchen mittlerweile sehr wenige Menschen, so dass sie bald die 5 % erreicht haben. Viele Jahre vor uns wurde in Schweden bereits rauchfreie Gastronomie durchgesetzt. Auch Werbeverbot gibt es schon lange. Schweden investiert außerdem mehr Geld in die Prävention. Gezielt werden auf Packungen Jugendliche angesprochen und keine Schockbilder gezeigt, von denen sich Teenager nicht wirklich abschrecken lassen.

Trotz der Aktivitäten ist aber Schweden nur auf Platz 21 der Tabakkontrollskala, u. a. weil Zigaretten noch zu preiswert sind und der Oraltabak Snus erlaubt ist, was 20 % der Erwachsenen konsumieren. Snus ist Tabak mit Nikotin, der allerdings nicht geraucht wird. Somit ist der Konsum etwas „harmloser“ als auf Lunge rauchen und scheint eine Alternative zu bieten. Anscheinend sind Ausweichmöglichkeiten für Ex-Raucher notwendig.

In der Jugend anfangen

Jugendliche kann man nicht mit den Schockbildern auf den Zigarettenpackungen erreichen. Sie haben den Mythos „Unsterblichkeit“, sie interessieren sich nicht dafür was mit 40 oder 50 Jahren – also als alter Sack – ist, dann will man sowieso nicht mehr leben. 😂 Das ändert sich zwar spätestens mit 39 Jahren, aber bis dahin sind schon hunderte Packungen in die Lunge gewandert und haben dort Schaden angerichtet. Jugendliche muss man anders ansprechen.

Welche Argumente sind wirklich spannend für Jugendliche:

  • Tabakanbau nimmt Agrarflächen für die Ernährung weg
  • Abholzen von Wäldern für den Tabakanbau fördert die Klimaerwärmung
  • Tabakanbau wird subventioniert und nimmt Geld für Sozialprojekte weg
  • Rauchen ist klimaschädlich
  • Zigarettenkippen verursachen Tonnen von Müll und verschmutzen die Ozeane
  • Zigarettenkippen bauen sich in der Natur nur sehr langsam ab
  • Rauchen ist teuer und lässt weniger Geld für Freizeitaktivitäten übrig
  • Die Tabakindustrie manipuliert uns
  • Die Haut wird schlechter durch Rauchen

Dass Rauchen umwelt- und klimaschädlich ist, wird zumindest einen Teil der Jugendlichen erreichen. Kinder von Klimaleugner:innen benötigen wohl andere Argumente. Da zählt vielleicht eher Geld, Subventionen, Schönheit und die reiche Tabakindustrie mit ihrem Lobbyismus.

Momentan sind Vapes (E-Zigaretten) mit Geschmack total hip, auch Einmal-Vapes, die nebenbei noch total viel Müll produzieren. Sie führen über ihren locker leichten Geschmack in die Sucht. Es scheint wohl so zu sein, dass nach den Vapes Zigaretten geraucht werden. Daher: Vapes mit Geschmack und Einmalvapes müssen verboten werden. Und ja: verboten. Deutschland hat zwar eine Verbot-Aversion, aber das kann man einfach mal ignorieren.

Ein großes Problem im Teenageralter ist der Gruppenzwang. Rauchen die coolen Kids, möchten sich die anderen der Gruppe anschließen und ebenfalls cool werden durchs Rauchen. Wie man das Selbstbewusstsein der Teenager fördert, so dass sie dem Gruppendruck widerstehen, ist sicherlich nicht ganz einfach. Psychologische Begleitung in der Schule ist hier ein Ansatzpunkt. Es hatte ja schonmal geklappt mit dem Ächten von Zigaretten, durch die Vapes ist es wieder aufgeweicht worden.

Ein nächstes Thema wird die Legalisierung von Cannabis sein, wird es doch meist im Joint, also mit Tabak konsumiert. Das wird zu gegebener Zeit ein neuer Blogbeitrag.

Vorbilder entwickeln

Rauchen die Eltern, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass auch die Kinder rauchen werden. Wichtig sind also andere Vorbilder als die eigenen Eltern. Das fängt bei Lehrern an, die schlicht und einfach ihrer Rolle als Vorbild gerecht werden müssen und nicht rauchen dürfen.

Boomer sind oft schlechte Vorbilder. Bis weit in die 90er Jahre wurde gequalmt was das Zeug hält. Deshalb steigen die Lungenkrebsraten gerade bei Frauen, denn zur Emanzipation gehörte früher auch Rauchen. Der häufigste Lungentumor ist der Nicht-Kleinzellige-Lungenkrebs (NSLCa). Ursache dafür ist neben aktivem Rauchen auch explizit das Passivrauchen. Alle Parties, Discos, Clubs, Kneipen, Restaurants waren vollgequalmt. Daher hatten auch Nichtraucher keine Chance dem Qualm auszuweichen und haben ordentlich indirekt mitgequarzt. Jetzt kommt die Quittung.

Zumindest in Bayern, NRW und im Saarland hat sich das geändert. In anderen Bundesländern ist es zum Teil noch erlaubt in Discos, Kneipen und Gaststätten zu rauchen. Unfassbar! Ein bundesweites Rauchverbot ist die Basis für eine gute Prävention.

Fast alle Krebsarten sind mit Rauchen vergesellschaftet

Wir kennen das Argument alle, dass der oder die trotz Rauchen total alt geworden ist, Beispiel Ex-Bundeskanzler Schmidt. Mag sein, er hatte gute Gene und andere scheinen sie auch zu haben, aber leider haben die meisten Menschen diese Gene nicht. Und es ist nicht allein der Lungenkrebs, der Raucher:innen blüht, bei Frauen ist es ganz häufig Brustkrebs. Rauchen kann selbst Darm-, Leber-, Gallen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs fördern, obwohl man diese Tumore nicht mit Rauchen direkt in Verbindung bringen würde.

Also, im eigenen Interesse: Hört auf zu Rauchen! Wie sich der Körper nach der letzten Zigarette erholt, zeigt das ZDF zum Weltnichtrauchertag: https://zdfheute-stories-scroll.zdf.de/Nichtraucher/index.html#xtor=CS5-281

So gelingt Nichtraucher:innenschutz

Haben Sie Raucher:innen unter oder neben sich wohnen, die auf dem Balkon rauchen? Dann kennen Sie das: Der Rauch steigt nach oben und ist unglaublich belästigend. Leider ist die Rechtsprechung noch so, dass man das nicht ganz verbieten kann, man muss ich aber auf „Qualmzeiten“ einigen, d. h. nur noch zu bestimmten Uhrzeiten darf der Nachbar oder die Nachbarin rauchen. Wird Zeit, dass man es ganz verbieten darf. Denn wie gesagt, Passivrauchen schadet.

Welche Maßnahmen braucht es in Deutschland für einen zeitgemäßen und guten Nichtraucherschutz?

  • Abschaffung von Zigarettenautomaten
  • Verkauf von Zigaretten nur in „Drugstores“, nicht mehr in Lebensmittelläden
  • Verbot von Vapes mit Geschmack – nur noch E-Zigaretten erlauben, die den Ausstieg aus der Nikotinabhängigkeit erleichtern
  • Bundesweite Nichtraucherschutzgesetze wie in Bayern, NRW und dem Saarland
  • Rechtsprechung grundsätzlich auf Seiten des Nichtrauchers, wenn sich ein Nachbar beschwert, darf grundsätzlich nicht mehr geraucht werden, weder in der Wohnung, noch auf dem Balkon
  • Weg mit Zigarettenwerbung
  • Weg mit der Packungsgestaltung – einfarbige graue Packung aus Recylingmaterial nur mit Namensaufdruck und Hinweisen, die auch bei Jugendlichen ankommen
  • Rauchen in Filmen verbieten – neue Produktionen müssen grundsätzlich ohne Zigaretten auskommen und bei Filmen, in denen geraucht wird muss ein Warnhinweis kommen

 

Links:

https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Aktuelles/Weltnichtrauchertag/WNRT2023/Weltnichtrauchertag-2023.html

https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebs-vorbeugen/rauchen-und-krebs/weltnichtrauchertag/

 

 

 

Titelbild von Brigitte Werner auf Pixabay

 

 

4 Kommentare

  1. Wie schade, dass Neuseeland inzwischen mit einer neuen Regierung das Anti-Raucher-Gesetz gestrichen hat! (ebenfalls nachzulesen unter https://pharma-fakten.de/news/lungenkrebs-und-rauchen-das-gegenteil-von-praevention/?utm_source=newsletter-453, Zugriff 5.01.2024) Angeblich wird das Geld für die Tabaksteuer für die Finanzierung von Steuererleichterungen gebraucht. Im Artikel folgt der schöne Satz: „Für Regierungen auf Geldsuche sind strenge Rauchgesetze eher keine Option.“ Da wird es wohl auch in Deutschland angesichts des Haushaltloches keine Verbesserungen geben. Ungeachtet der mehr als 127.000 Menschen, die in Deutschland jährlich an den Folgen des Tabakkonsums sterben (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit: Rauchen; https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen, Zugriff 5.01.2024).
    Es wird wirklich Zeit für einen guten Nichtraucherschutz!

    • Oh ja, das ist ja ärgerlich mit Neuseeland! Und um Haushaltslöcher zu stopfen, Millionen Menschen weiter an den Glimmstengel zu binden ist absolut unethisch. Aber Ethik hat in der Politik eh kein Zuhause.

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