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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Fake-News zu Covid-19-Impfungen – Wir klären auf!

Fake-News über Covid-19-Impfungen finden kein Ende. Diejenigen, die diese verbreiten, gehören meist der Querdenker-Szene inkl. AFD an. Aber solche Nachrichten verunsichern auch Menschen, die noch zweifeln, ob eine Impfung gegen Covid-19 für sie die richtige Wahl ist. Sensationsgeile Headlines der Medien tragen nicht unbedingt zur Vertrauensbildung bei. Im Folgenden klären wir über einige Schlagzeilen auf.

Todesfälle trotz Covid-19-Impfung

Ja, es wird Todesfälle trotz einer Covid-19-Impfung geben. Davon wird aktuell in Facebook und sonstigen Medien berichtet. Das ist traurig, aber nicht unerwartet. Dafür gibt es verschiedene Ursachen:

  • Impfdurchbrüche (schwere Erkrankung trotz Impfung, die es bei jeder Impfung geben kann)
  • Noch kein vollständig aufgebauter Impfschutz, z. B. im Zeitraum zwischen der ersten und zweiten Impfung oder unmittelbar nach der zweiten Impfung, da erst nach 14 Tagen ein vollständiger Impfschutz aufgebaut ist
  • Nicht-Ansprechen oder schlechtes Ansprechen auf die Impfung (je älter, desto schlechteres Ansprechen), sog. Impfversager
  • Individuelles Immunsystem – jeder Mensch reagiert anders
  • Kein vollständiger Impfschutz durch Impffehler, z. B. falsche Verdünnung des Impfstoffs, nicht tief genug injiziert, fehlende Kühlung oder falsch Zubereitung des Impfstoffs

Es liegen noch zu wenig Daten vor, um die häufigste Ursache benennen zu können. Man muss wahrscheinlich damit leben, dass Multimorbide, die an Covid-19 gestorben wären, durch die Impfung nicht immer geschützt werden können: https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/sieben-corona-tote-trotz-zweifacher-impfung-0943075404.html

Ein Beispiel aus dem eigenen Umfeld beleuchtet die Problematik:

Herr M., 80 Jahre, kommt mit Halsschmerzen zum Arzt und verlangt ein Antibiotikum. Ein routinemäßiger Abstrich ist erfolgt und ein PCR-Test angefordert. Was der behandelnde Arzt nicht weiß, der Patient hat ein paar Tage später einen Impftermin im Impfzentrum. Bis dahin sind die Halsschmerzen aber weg, der Patient geht zur Impfung, er hat kein Fieber (das wird im Impfzentrum gemessen) und gibt beim Aufklärungsgespräch an, dass er keine Krankheitssymptome hat. Er wird geimpft.

Am nächsten Tag kommt das Ergebnis des PCR-Tests: positiv. Der Patient wurde also in eine Covid-19-Erkrankung hinein geimpft. Es geht ihm immer schlechter, er kommt ins Krankenhaus, aber nicht auf die Intensivstation. Auf dem Weg zur Toilette fällt der Patient. Das CT zeigt zwar keine Auffälligkeiten, aber er stirbt ein paar Tage später an einer Hirnblutung. Somit ist der Patient nach einer Corona-Impfung mit (nicht an!) Covid-19 gestorben und zählt somit zu der Statistik. Dieses Beispiel ist zwar ein Einzelfall, es erklärt aber die Problematik solche Daten zu interpretieren.

Wirksamkeit der Impfstoffe

Die Impfstoffe wirken. Sie verhindern in den meisten Fällen eine ernsthafte Covid-19-Erkrankung. Die Infizierten haben häufig keine Symptome oder nur leichte Krankheitszeichen. Wie gesagt, in den meisten Fällen. Voraussetzung: Die zweite Impfung liegt mindestens 14 Tage zurück. Wie lange die Impfantwort anhält, wie hoch das Übertragungsrisiko ist, weiß man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Es ist davon auszugehen, dass die Impfung wahrscheinlich jährlich zum Herbst wiederholt werden muss. Zur Pandemiebekämpfung wäre es sinnoll eine Auffrischimpfung nach einem halben Jahr vorzunehmen.

Oft wird die Wirkung der Covid-19-Impfungen angezweifelt, weil man sich noch mit SARS-CoV-2 infizieren kann. Man unterscheidet zwischen steriler und klinischer Immunität. Eine sterile Immunität erreicht die Covid-19-Impfung nicht, eine klinische schon. Letztere bedeutet, dass man sich sehr wohl mit dem Virus noch infizieren kann, aber die Auswirkungen der Erkrankung deutlich geringer sind. Sterile Immunität bedeutet im Umkehrschluss, dass man sich nicht mehr infizieren kann.

Es scheint immer noch nicht klar zu sein, was die Prozentangabe bei den Impfstoffen bedeutet. Nein, 90 % Wirkung bedeutet nicht, dass 9 Impflinge geschützt sind und einer nicht.

„Die Angabe der Wirksamkeit in % bezieht sich nicht auf die Menge an Personen, die durch die Impfung geschützt oder nicht geschützt ist, sondern auf das Ausmaß der Risikoreduktion im Vergleich zwischen Impfstoff- und Placebogruppe in der betreffenden Wirksamkeitsstudie.“

Nebenwirkungsmeldungen über Covid-19-Impfstoffe

Tatsächlich titelt der Ach-Gut-Autor Jochen Ziegler „Warum sind die Covid-Impfstoffe so toxisch?“ Wie im vorletzten Blogartikel geschrieben, ist es schade, dass  Abmahnungen nicht möglich sind und der Autor für so eine Headline ungestraft davon kommt, denn diese Aussage ist nicht nur falsch, sondern an sich selbst toxisch. Sie verunsichert, löst Panik aus und erzeugt ein falsches Bild. Er war aber nicht der einzige mit dieser Fake-News: http://web.archive.org/web/20210408092337/https://tkp.at/2021/04/05/nebenwirkungen-und-todesfaelle-durch-impfungen-nehmen-rasant-zu/

Die Aussagen sind unsinnig, weil es gemeldete Verdachtsfälle und keine nachgewiesenen Nebenwirkungen sind. Nachzulesen ist das in folgendem Faktencheck: https://correctiv.org/faktencheck/2021/04/16/meldungen-in-der-ema-datenbank-sind-keine-bestaetigten-nebenwirkungen-oder-todesfaelle-durch-covid-19-impfungen/

Wie kommt es zu Nebenwirkungsmeldungen?

Die meisten Menschen, die nicht im Umfeld der pharmazeutischen Industrie oder in entsprechenden Behörden arbeiten, haben keine Ahnung wie es mit Nebenwirkungsmeldungen läuft. Zwei Beispiele:

Fall 1: Ich nehme Präparat X ein oder werde geimpft. Am nächsten Tag färbe ich mir die Haare und statt des normalen Blond werden die Haare plötzlich grün. Klarer Fall, es war das Präparat oder die Impfung denke ich und melde die Nebenwirkung meinem Arzt, der sie dann an die entprechende behördliche Stelle leitet. Für Impfungen ist es in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), was widerum an die europäische Zulassungebehörde, die EMA meldet. Die EMA registriert also eine Nebenwirkungsmeldung „Verdacht, dass Präparat X oder Impfstoff grüne Haare verursacht“.

Fall 2: Ich nehme Präparat X ein oder werde geimpft. In der nächsten Woche hänge ich Gardinen auf, falle von der Leiter und sterbe. Möglicherweise fiel ich aufgrund eines Schwindels von der Leiter. Meine Familie vermutet einen Zusammenhang mit dem Präparat bzw. der Impfung und meldet es direkt an die Behörden. Die Nebenwirkungsmeldung wird registriert und erhöht natürlich die Todesmeldungen für das Präparat oder die Impfung.

Die Fälle laufen beide in die Datenbank. Nun wird untersucht, ob ein Zusammenhang mit dem Präparat oder der Impfung besteht. Häufen sich die Fälle von grünen Haaren oder Schwindelberichte, mit und ohne Todesfälle, wird das genauer untersucht. So geschehen mit den Sinusvenenthrombosen nach der Imfpung mit den Vektorimpfstoffen.

Jede Meldung erhöht die Zahl der zu untersuchenden möglichen Nebenwirkungen oder Todesfälle. Darunter sind so skurile Dinge wie die grünen Haare, Beinbrüche weil ich eine Grube übersehen habe oder zu schnell die Treppe herunter gelaufen bin. Also ein Sammelsurium von möglichen Nebenwirkungen. Ursächlich mit dem Wirkstoff in Zusammenhang werden die wenigsten Meldungen stehen oder sie beziehen sich auf bereits bekannte Nebenwirkungen. Aber die Meldungen sind wichtig, um Nebenwirkungen zu entdecken, die in den klinischen Studien nicht aufgefallen sind. Die Ausführungen haben hoffentlich zu dem Verständnis geführt, dass Nebenwirkungsmeldungen mit oder ohne Todesfolge nicht gleich ursächlich mit einem Präparat oder Impfstoff zu sehen sind.

Fazit

Alle reden mit, jeder weiß Bescheid, nicht nur beim Fußball auch in der Coronapandemie ist es so. Ein Zuviel an Informationen verwirrt, die reißerischen Headlines wühlen auf. Wie wäre es also, wenn alle die,

  • die nicht wissen, wie klinische Studien ablaufen,
  • die nicht wissen, wie Impfstoffe produziert werden,
  • die nicht wissen, was ein Virus ist,
  • die nicht wissen, wie sie Nebenwirkungen einordnen sollen,

mal einfach die Fresse halten? Und damit meine ich nicht nur das unsägliche Internetmedium wie Die Achse des Guten, oder die Querulanten von Tichys Einblick. Nein, damit sind auch Nachrichtenmagazine wie Der Spiegel oder die Tageszeitung Die Welt gemeint. Haltet Euch raus und schreibt über Dinge, von denen Ihr etwas versteht!

Nach dem Run auf die Impfungen, wie wir ihn aktuell erleben, gibt es irgendwann  einen Nachfragestopp und die Impfgegner zu überzeugen kann, dank der Querdenker- und Verschwörungsmythiker, die permanent Fake-News verbreiten, schwer werden. Ob es 20 % oder sogar 40 % der deutschen Bevölkerung sind, die sich der Impfung verweigern, werden wir sehen. Es bleibt spannend!

 
Links

Sensationsjournalismus und die Folgen

Klasseneffekt der Nebenwirkungen bei Covid-19-Verktorimpfstoffen?

Zu wenig Impfstoff in Deutschland – selbst schuld

Facebook, Impfen und Weltanschauungen

Impfstoffe und Langzeitdaten – ein Blogbeitrag von Verdareno

Impf-Chaos der EU

Wie Impfstoffe gegen Covid-19 erprobt werden

Kann man sich bedenkenlos gegen Covid-19 impfen lassen?

 

Titelbild: Gerd Altmann auf Pixabay

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