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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Facebook, Impfen und Weltanschauungen

Die Cosmo-Studie der Universtät Erfurt hat mittlerweile in der dritten Welle die psychologische Lage in der Pandemie und die Einstellung zum Impfen der deutschen Bevölkerung untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass schätzungsweise nur drei Prozent der Menschen völlige Impfgegner sind. In Facebook hat man aber das Gefühl, es sei die Mehrheit.

Facebook-Analyse von Impfgegnern

Die Agentur KOMM.PASSION hat eine Facebook-Analyse durchgeführt, um dieses Phänomen zu untersuchen und welche Weltanschauungsgruppen tatsächlich dahinter stehen. Pharma-Fakten führte ein Interview zu der Social-Media-Analyse mit Professor Alexander Güttler, Gründer und CEO von KOMM.PASSION. Darin definiert er:

„Impfgegner oder Impfverweigerer sind Leute, die sagen: Ich will nicht geimpft werden. Ich will nicht, dass meine Kinder geimpft werden. Und die haben mit der Corona-Geschichte deutlich Zulauf gewonnen.“

Dass die Ablehnung von Impfungen irrational sind, braucht an dieser Stelle nicht erläutert werden. Auch im Falle der Covid-19-Impfung, die definitiv Leben schützt, helfen rationale Argumente in den Facebook-Gruppen nicht. Man bestätigt sich dort immer selbst und verfestigt seine Meinung.

Einordnung der Impfgegner nach Milieus

Das Ergebnis der Facebook-Analyse überraschte die Agentur KOMM.PASSION. 31 % der Impfgegner sind dem liberal-intellektuellen Milieus zuzuordnen. Die Autorin zeigt sich nicht überrascht davon, sieht sie doch direkt den Prenzelberg oder Berlin-Friedrichshain vor sich. Die Autorin mutmaßt außerdem, dass viele Menschen dieses Milieus einen Hang zu Heilpraktikern und Homöopathie haben, außerdem die Schulmedizin häufig ablehnen und pharmakritisch sind. Es sind die Menschen, so Güttler:

„… die das Thema Verantwortung, sozial und ökologisch, kritischer Geist usw. wie eine Fackel vor sich hertragen und auch sehr anspruchsvoll konsumieren.“

Gleichzeitig ist das Impfgegner-Verhalten egoistisch und anti-sozial, steht also im genauen Gegensatz zu dem eigenen Selbstverständnis sozial und gerecht zu sein. Es fehlt außerdem die Fähigkeit zur Selbstreflektion. Man hält sich und die eigene Gruppe für die Elite und die „Besserwisser“.

Die verschiedenen Arbeitermilieus zeigen einen eher geringeren Hang zur Impfgegnerschaft (drei bis fünf Prozent). Auch die anderen Milieus der Eliten, also mit höheren Bildungsgrad und höherem Einkommen und Vermögen, lehnen das Impfen nicht so stark ab (sechs bis zwölf Prozent).

Mehr Impfgegner in Zeiten der Corona-Pandemie

Durch Facebook wird die kritische Haltung gegenüber dem Impfen allgemein und der Covid-19-Impfung im Besonderen getriggert. In den Anti-Impf-Foren wird die eigenen Meinung immer wieder bestätigt und es kommen keine sachlichen Information für das Impfen von außen dazu.

Da Pseudo-Fakten einen größeren emotionalen Impact haben als Fakten und Widerlegungen von Fake-News, verbreiten sie sich eindeutig schneller und sind häufig nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Die falschen Behauptungen zu widerlegen, sollte man aber beibehalten, so Güttler „Wir brauchen eine Bewegung zurück zur Rationalität und zu den Fakten. Wir müssen uns erheblich deutlicher gegen alternative Fakten und Fake-News wehren.“

Resüme von Prof. Alexander Güttler

Nicht nur die Autorin empfindet die Abkehr von Wissenschaft und medizinischen Erfolgen als durchaus frustrierend. Sie sieht die Medien als Mitschuldige, wie in diesem Blog schon mehrfach aufgezeigt.

Ein Schlusswort von Prof. Güttler:

„Es gibt wenige Dinge, die der Menschheit so genutzt haben wie das Impfen. Unglaubliche Krankheiten sind aus der Welt geschafft worden. Ich bin Jahrgang 1960 und erinnere mich noch an viele, die Kinderlähmung gehabt haben. Es gab erhebliche Todesfälle wegen Masern, Diphtherie war international ein Riesenthema. Und wenn wir noch länger zurückdenken, kommen wir zu ganz anderen, erheblich schlimmeren Krankheiten. Das haben wir geschafft, weil wir als Gesellschaft für eine Immunität eingetreten sind – das hässliche Wort „Herdenimmunität“ – und wenn wir die verlieren, dann hat das auch etwas mit dem Solidaritätsverlust einer Gesellschaft zu tun. Ich finde, da müssen wir massiv gegen angehen. (…) … damit das Thema Impfen wieder stärker ins Bewusstsein rückt – auch für Liberal-Intellektuelle.“

 

Weitere Infos und Links:

Ein ausführlicher Bericht über die Facebook-Analyse von KOMM.PASSIOn und die COSMO-Studie der Universität Erfurt ist der Ausgabe 2/2021 der Zeitschrift Healthcare Marketing zu entnehmen, die momentan kostenlos als PDF heruntergeladen werden kann.

Impfstoffe und Langzeitdaten – ein Blogbeitrag von Verdareno

Wie Impfstoffe gegen Covid-19 erprobt werden

Kann man sich bedenkenlos gegen Covid-19 impfen lassen?

Covid-19 und kein Ende – Fakten checken statt diskutieren

Der Weg zu Impfstoffen

 

Anmerkung

Im vorliegenden Text wird auf eine Genderunterscheidung, z.B. PatientIn bzw. Patient*in verzichtet, um den Text leichter lesen und schneller schreiben zu können. Natürlich ist keine Benachteiligung irgendeines Geschlechts beabsichtigt.

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