Die Kosten für Forschung und Entwicklung neuer Medikamente steigen stetig an. Grund hierfür ist unter anderem der Zuwachs der anspruchsvollen Biotech-Forschung, die auch mehr Fehlschläge produziert. Bis ein Arzneimittel auf den Markt kommt, sind 80% vorher in klinischen Studien gescheitert.
Das unabhängige Tufts-Institut (http://csdd.tufts.edu/) hat dazu eine neue Studie veröffentlicht: http://csdd.tufts.edu/files/uploads/PubPrivPaper2015.pdf
2,6 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung eines neuen Arzneimittels
Demnach haben sich die Entwicklungskosten für Arzneimittel in den letzten 20 Jahren verdoppelt und liegen nun bei 2,5 Mrd. US-Dollar, also bei ca. 2,1 Mrd. Euro.
In den 90er Jahren sollen die Kosten bei 843 Mio. Euro, in den 80er Jahren bei 333 Mio. Euro und in den 70er Jahren bei 144 Mio. Euro gelegen haben (Quelle: PM-Report, Pharma Research, 02. Mai, 2/16, S27).
Kritik an der Berechnung der Kosten
Natürlich werden diese Zahlen angezweifelt. Das Tufts-Institut ist zwar unabhängig, erhält aber Sponsorengelder, u.a. von der pharmazeutischen Industrie. Ärzte ohne Grenzen melden deshalb Zweifel an der Seriösität der Ergebnisse an.
Interview mit Joseph DiMasi durch Pharma Fakten
Pharma Fakten führte deshalb ein Interview mit Gesundheitsökonom DiMasi vom Tufts, der an der neuen Untersuchung beteiligt war: https://www.pharma-fakten.de/fakten-hintergruende/preisbildung/entwicklungskosten-von-arzneimitteln-verdoppeln-sich/
Im Endeffekt ist der Streit über die Höhe der Forschungskosten, zumindest für die Arzneimittelpreise, nur bedingt wichtig, denn Preise richten sich unter anderem nach Marktgegebenheiten. Die Forschungskosten sind, auch wenn sie niedrig geredet werden, immer noch so beeindruckend hoch, dass man sich vorstellen kann, dass nur noch globale Großkonzerne pharmazeutische Forschung überhaupt stemmen können und in der Branche sicherlich noch einige Übernahmen und Zusammenschlüsse zu beobachten sein werden. Der Mittelstand wird auf lange Sicht nur noch im Bereich Generika oder OTC eine Chance haben.