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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Selbständige und Freelancer ohne Lobby

Schon im Dezember 2020 schrieb Sascha Lobo den launigen Artikel „Der deutsche Staat verachtet Selbstständige und Kreative“ auf Spiegel-Online. Auch Selbständige, die als Interimmanager und Freelancer aus nicht primär kreativen Bereichen tätig sind, werden ausgebremst. Es muss sich jeder dieser freiberuflich Tätigen die Frage stellen lassen: Warum bist Du nicht angestellt? Gemeint ist: Du stehst außerhalb des Sozialsystems und das ist unsolidarisch.

Selbständige sind kein Teil der Solidargemeinschaft?

Doch, indirekt und zwar als „Einbahnstraße“. Lobo schreibt:

„… »Solidargemeinschaft«, ein astrein sozialdemokratisches Wort und in Deutschland eine astreine Einbahnstraße in Richtung eines Sozialsystems, in das viele Selbstständige oft (indirekt) Unsummen einzahlen, aber kaum davon profitieren. Konkret: Seit Jahren muss rund ein Drittel der Rentenkasse mit Steuermitteln aufgefüllt werden, weil die Rentenversicherung sonst pleite wäre. Das bedeutet, dass Selbstständige für ein Drittel der Rente mitbezahlen, aber niemals etwas herausbekommen werden.“

Selbständige finanzieren ihre Rente nämlich selbst, z. B. über Rürup-, Lebensversicherungen und Aktien. Ja, es gibt sie, die schwarzen Schafe, die für ihre eigene Rente nicht vorsorgen oder nicht vorsorgen können. Da in Deutschland keiner hungern muss, bekommen diese Menschen Geld vom Staat. Aus Steuergeldern. Und da haben wir den Zirkelschluss: Doch, auch das schwarze Schaf hat sich quasi mit seiner Steuerzahlung vorfinanziert.

Außerdem tragen Freelancer die Krankenkassenbeiträge komplett selbst, egal ob privatversichert oder gesetzlich. Es gibt keinen Arbeitgeberanteil. Auch dieses Sozialsystem wird von Selbständigen quer mitfinanziert.

Trotzdem bedauern einige, „dass jetzt (in der Corona-Pandemie – Anm. d. Verf.) der Staat einspringen müsse mit Transferleistungen an die fiesen unsolidarischen Selbstständigen.“ Transferleistungen im Sinne von „Almosen“. Dieser Satz ist eine Unverschämtheit planetarischen Ausmaßes, weil »Transferleistung« bedeutet, dass es keine Gegenleistung gibt und nie gab. (Quelle: Sascha Lobo) Wie gesagt, Selbständige sind Steuerzahler. Und in auftragreichen Zeiten sehr gute Steuerzahler.

Trotzdem: Ein Sozialversicherungssystem wie die Künstlersozialkasse wäre natürlich auch für alle Freelancer eine Idee. Vermutlich wird dieses aber wieder so dermaßen verquast bürokratisch, umständlich und teuer werden, dass man es doch lieber lassen sollte.

Selbständigkeit als Lebensentwurf

Die Politik akzeptiert nur den Festangestellten. Andere Lebensentwürfe sind unerwünscht. Oder vielleicht können sich Politiker nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die freiwillig selbständig sind und als Interimmanager und projektbezogen arbeiten? Denken sie, es ist nur eine Notlösung? Nein, ganz bestimmt nicht!

Wegen der antiquierten Denkweise, nur Festanstellung ist gut, kam es zu dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Ja, es ist richtig die Ausbeutung von rumänischen Niedriglöhnern in der Fleischindustrie zu unterbinden. (Wie wäre es aber mal, Billigfleisch zu verbieten, denn es liegt ja auch am Konsumenten, dass es solche prekären Beschäftigungsverhältnisse gibt.) Andrea Nahles hat aber mit ihrem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz quasi ein Berufsverbot für Interimmanger,  Künstler (diese bekommen von Museen keine Werkverträge mehr) und andere Freiberufler bewirkt.

„Selbstständige sind diejenigen, die unternehmerisch arbeiten, dabei oft dringend benötigte Innovationen hervorbringen, aus denen später vielleicht irgendwann einmal große Unternehmen hervorgehen. Oder vielleicht auch nicht. Aber staatliche Anerkennung gibt es eben erst, wenn Selbstständige für Festanstellungen sorgen. Vorher sind sie eine Last.“ (Quelle: Sascha Lobo)

Leider!

 

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Ein Kommentar

  1. Ein Plädoyer dafür, dass die Gesellschaft mehr Selbständigkeit braucht und nicht weniger, hält auch die Selbständigen-Beraterin Catharina Bruns in „Zeit Spezial“ 1/21 (https://www.zeit.de/zeit-spezial/2021/01/selbststaendigkeit-freiberufler-arbeitsmarkt-poltik-deutschland):

    „Weil unsere Geschäftskonzepte keine Angestellten brauchen, passen wir für Politik und Forschung weder in das traditionelle Bild von Unternehmertum noch zu den klassischen Kleingewerbetreibenden. … Es geht um die fehlende Anerkennung eines selbstständigen Arbeitslebens, das zum Wohlstand des Landes viel beiträgt, aber vom Staat nicht viel verlangt.
    Ein positives Signal an Selbstständige wären eine faire Beitragsbemessung in der gesetzlichen Krankenversicherung und Beiträge, die sich nur nach dem tatsächlichen Erwerbseinkommen richten, der Erhalt der Wahlfreiheit im Falle der Vorsorgepflicht, statt einseitiger Politik zugunsten der Rentenversicherung und ein modernes Statusfeststellungsverfahren, damit freie Arbeitsmodelle der Wissensgesellschaft nicht länger erschwert werden, aber missbräuchliche Scheinselbstständigkeit verhindert wird.
    Es ist überfällig, dass der Gesetzgeber mit klaren Positiv-Kriterien sicherstellt, dass rechtssicher Aufträge an Freie vergeben werden können, anstatt sie mit falscher Kümmer-Politik um ihre Projekte zu bringen und ihre Auftraggeber zu kriminalisieren.
    Die Wissensgesellschaft ist längst da, aber wir hängen hierzulande gedanklich, politisch und kulturell an der angestellten „Normalarbeit“ und dem Arbeitsverständnis des Industriezeitalters, das für die neue Ökonomie, die auf Kreativität und Vielfalt baut, nicht mehr passt.“

    Catharina Bruns fordert, dass ökonomische Bildung im Sinne von Entrepreneurship Education in jede Schule, jede Uni und in jeden Betrieb gehört. Zudem wird eine moderne soziale Absicherung, die Entwicklungsfähigkeit zulässt und den Aufstieg aus eigener Kraft ermöglicht, benötigt. „… Was derzeit fehlt, ist die gesellschaftliche und politische Zuversicht in individuelle Arbeitsmodelle, die Selbstbestimmung ernst nehmen und Arbeit neu denken.“

    Jeder kann mit dem Erklären und dem Einmischen anfangen, damit sich langfristig die Rahmenbedingungen ändern.

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