Was würde passieren, wenn von jetzt auf gleich keine Antibiotika mehr verfügbar wären? Viele Todesfälle? Ja, allerdings.
Wussten Sie, dass Antibiotika fast ausschließlich in China produziert werden? Was passiert, wenn China einen Krieg anzettelt wie Russland? Haben wir eine Handhabe für Sanktionen? Was ist, wenn China einfach den Antibiotikum-Hahn zudreht? Haben wir uns darüber schon einmal Gedanken gemacht?
Wir sehen durch den Krieg von Russland gegen die Ukraine, dass die Globalisierung nicht die Hoffnung erfüllte, dass die Welt in Frieden zusammenwächst und dass durch eine gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit der Frieden erhalten bleibt. Diktatoren kennen so ein Handeln nicht.
Wir selbst müssen jetzt umdenken! Wir müssen lernen, dass es nicht mehr um billig-billig geht, sondern darum, dass Waren verfügbar bleiben, insbesondere Lebens- und Arzneimittel.
Abhängigkeit der Arzneimittelproduktion von Asien
Abhängigkeiten sind immer schlecht. Das lernen wir spätestens jetzt. Arabische Länder haben ihren Weizen aus der Ukraine bezogen, und nun fällt ein ehemals preiswerter Lieferant weg. Ursprünglich stammt Weizen aus dem Vorderen Orient. Dort wird er aber kaum noch angebaut. Und so wurden die arabischen Länder abhängig von ukrainischen Weizenlieferungen. Die Lebensmittelpreise gehen immer weiter nach oben, was gerade in den arabischen Ländern dramatisch ist.
Auch wir haben gelernt, dass wir uns von russischer Energie abhängig gemacht haben und dass Russland kein verlässlicher Partner ist. Diversifizierung gilt nicht nur für private Geldanlagen, sondern auch für das allgemeine Wirtschaftsleben. Und es gilt ebenso für Arzneimittel. Im Blogbeitrag vom 03. Februar 2020 haben wir schon auf die dramatische Situation für Arzneimittel hingewiesen:
„Der Kostendruck habe zudem bei Antibiotika zu einer starken Abhängigkeit von China geführt. So habe vor wenigen Jahren die letzte Produktionsstätte in Deutschland, in Frankfurt Höchst, schließen müssen. Denn das Preisniveau, das die Krankenkassen und die Arzneimitteleinkäufer der Kliniken erwarteten, sei so niedrig gewesen, dass „Made in Germany“ zu diesen Kosten nicht länger möglich gewesen sei. Hinzu komme, dass die chinesische Regierung die Antibiotikaproduktion vor Jahren als strategische Branche erkannt und massiv in den Aufbau gigantischer Produktionsanlagen investiert habe. Aufgrund der schieren Größe dieser Anlagen können diese sehr große Mengen zu vergleichsweise geringen Kosten herstellen. Gemessen an diesem Kostenniveau seien europäische Produktionsstandorte kaum wettbewerbsfähig.“ (Quelle: Ärzteblatt, Zitat von Bork Bretthauer, Geschäftsführer des Pharmaverbandes Pro Generika)
Produktion nach Europa holen
Es gab während der Corona-Pandemie einen großen Aufschrei bzgl. der Produktion von Masken und Schutzanzügen. Wenn jemand nachhaken möchte: Vermutlich wird immer noch in Asien produziert, und es sind in Europa noch keine Produktionsstellen aufgebaut worden.
Auch über die Arzneimittelproduktion hat man sich Gedanken gemacht und es hieß, man solle die Arzneimittelproduktion zurück nach Europa holen. Die Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung forderten eine europäische Strategie. Und der BPI meinte dazu:
„Mit einer Produktion in Deutschland bzw. Europa lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer zuverlässigen, verbesserten, kontinuierlichen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln erhöhen. Aufgrund der engmaschigen behördlichen Überwachung „vor Ort“ sind die Prozesse viel besser kontrollierbar.“
Diese Aussage haben wir bereits im Blogbeitrag vom 11. März 2020 geteilt. Gerne lässt die Autorin sich eines Besseren belehren, sie hat aber noch keinen Aufbruch in Richtung europäischer Produktion von Arzneimitteln feststellen können. Wer googelt, findet Berichte, Aufrufe, Artikel aus den Jahren 2020 und Anfang 2021. Dann ist Funkstille, und 2022 scheint das Thema ganz vergessen.
Die ewige Kostendiskussion
Ganz im Gegenteil, es wird sogar eine Erhöhung des Zwangsrabatts geplant. Denn mehr Geld für die Gesundheit auszugeben, dazu sind die wenigsten bereit, lieber doch ein neues Auto. Der Staat möchte natürlich auch nicht auf seine Ausgaben verzichten und die schon lange verbalisierte Forderung, endlich den Mehrwertsteuersatz von 19 auf 7 % bei Arzneimitteln zu senken, verpufft.
Eine Änderung der Exklusiv-Rabattverträge ist ebenfalls nicht anvisiert. Sie sind eine Ursache für Lieferengpässe, wie wir schon im Blogbeitrag vom 03.02.2020 erläuterten. Dass Arzneimittel in Deutschland zu teuer sind, stimmt einfach nicht. Der Anteil der GKV-Arzneimittelausgaben ist seit 50 Jahren stabil.
Unser Umgang mit der innovativen pharmazeutischen Industrie in Deutschland ist in jeder Hinsicht kontraproduktiv, wie eine Studie zeigt: https://www.pharma-fakten.de/news/details/1211-72000000000-euro/
Fazit
Es geht nur ums Geld, und deshalb bleibt alles beim Alten, bis das Kind wieder in den Brunnen fällt, so wie mit russischer Energie.
Ändert das!
Zum Weiterlesen:
Lieferengpässe III + Coronavirus-Pandemie
Lieferengpässe – ein weltweites Problem
https://www.sueddeutsche.de/wissen/medikamentenmangel-deutschland-indien-china-1.5449230
https://www.vfa.de/de/wirtschaft-politik/politik/mrna-standortnachteil-zwangsrabatt
https://www.pharma-fakten.de/news/details/861-ein-rezept-gegen-lieferengpaesse-bei-arzneimitteln/