Der im Januar 2016 in die Kinos gekommene Film „Die dunkle Seite des Mondes“ mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, gedreht nach einem Roman des Schweizers Martin Suter, erzählt die Geschichte eines ebenso erfolgreichen wie skrupellosen Wirtschaftsanwalts in einer großen deutschen Metropole, der, von seinem Leben angeödet, für ein paar Stunden einer Aussteigerlaune nachgibt. Bei einem Hippietrip auf zu viel von zu Unbekanntem mutiert er zum aggressiven Raubtier, dem auch nach der Rückkehr zum Trough Level zunehmend mehr Lebendiges zum Opfer fällt. Dieser Blog erlaubt sich keine Filmkritik, den Hinweis auf die manische Besessenheit, mit welcher der Streifen ein altes Vorurteil bedient, aber schon.
Weshalb der weltweit erfolgreiche Autor, der eine große Fusion in der Textilbranche zum Tätigkeitsfeld seines Antihelden macht, nachgebessert und die Szene in die Welt der Pharmakonzerne verlegt werden musste, werden die Drehbuchschreiber sicher erklären können. Aber auch die plumpe Irreführung des Publikums?
Die Geschichte geht so: Ein pharmazeutisches Unternehmen gilt wegen eines vielversprechenden, noch nicht zugelassenen Medikaments gegen Multiple Sklerose als heiße Fusionsbraut. Keiner weiß, dass der Brautvater (schön böse: Jürgen Prochnow) einen etwa fingerstarken Abschlussbericht zu einer Studie an neun Patienten in einem Safe zu verstecken sucht, von denen drei unter der Behandlung an Leberkrebs erkrankt sind. Als gäbe es keine Ethikkommissionen, keine gesetzliche Meldepflicht beim Auftreten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse und keine Auflage, jede klinische Prüfung vor ihrem Beginn zu veröffentlichen (www.clinicaltrials.gov), damit genau das nicht geschehen kann. So erweckt der Film den Eindruck, mit dem Verbrennen einer einzigen Kopie eines solchen Berichts könnte ein solches Medikament dennoch zur Zulassung gelangen. Soviel Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit mag nur lästig sein, staunen doch auch Meister anderer Zünfte wie Kriminalermittler oder Gerichtspathologen, was ihren filmischen Kollegen so alles widerfährt. Dramaturgische Strapse eben, weil seriöse Professionalität selten sexy ist.
Man verstehe uns nicht falsch – Strapse sind ok. Aber auch die plumpen und verleumderischen Auslassungen, mit denen sich die Macher beim Publikum anbiedern?