Letzten Freitag, 31. Oktober 2014, fand in Monheim auf dem Firmengeländer der UCB Pharma ein Branchentreffen im Beisein von Landes- und Lokalpolitikern sowie dem Ex-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück und der Vorsitzenden des Vfa Birgit Fischer statt. Bereits einen Tag später wurde das Treffen von der lokalen Presse aufgegriffen und kommentiert.
Die Rheinische Post schreibt auf www.rp-online.de am 1. November 2014:
Pharma-Branche will mehr Unterstützung für Forschung
Monheim. Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) fordert mehr Unterstützung von Bund und Ländern. Der Preisdruck auf Arzneimittel in Deutschland sei so hoch, dass das Land ein immer weniger attraktiver Standort für Forschung und Entwicklung werde, sagte Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa bei einer Podiumsdiskussion des Verbandes in Monheim. Immer mehr Unternehmen wanderten deshalb ins Ausland ab.
Von Saskia Nothofer
In NRW befindet sich die Pharmaindustrie laut einer Analyse des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zwar noch im Wachstum – 2013 stieg der Umsatz im Vergleich zu 2012 um 7,7 Prozent auf mehr als 5 Milliarden Euro – 58 Prozent dieser Summe würden allerdings im Ausland erwirtschaftet. Das Rheinland ist einer der wichtigsten Standorte der deutschen Pharmaindustrie.
NRW-Wirtschaftminister Garrelt Duin (SPD) erklärte in der Diskussionsrunde, eine Möglichkeit sei eine bessere steuerliche Förderung von Ausgaben für Forschung und Entwicklung. „In allen relevanten Nationen gibt es dieses Instrument bereits“, so der Minister. Auch Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück befürwortete die steuerliche Forschungsförderung, schränkte aber ein, dies könne nur für alle Branchen gelten: „Das müsste an anderer Stelle refinanziert werden“, sagte er.
Quelle: RP (http://www.rp-online.de/wirtschaft/pharma-branche-will-mehr-unterstuetzung-fuer-forschung-aid-1.4637258)
Die Westdeutsche Zeitung titelt in Ihrer Printausgabe (Samstag, 01.11.2014, Rubrik Wirtschaft, S. 15):
Die Phramabranche trommelt
Peter Kurz stellt das Treffen ausführlich da und kommentiert es anschließend.
Etwas anders als bei rp-online.de dargestellt schreibt Kurz: „Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) ….. wiegt dabei leicht missmutig das Haupt. Der mit Geldfragen bestens vertraute ehemalige Bundesfinanzminister bremst auch die Vorstöße der Pharma-Runde für eine steuerliche Forschungsförderung oder einen reduzierten Steuersatz auf medizinische Produkte: „Das würde Milliarden kosten, die Gesellschafte müsste auch bereit sein, die steigenden Kosten zu zahlen.“ Die Pharma-Branche werde von vielen Menschen zu einseitig als Kostenfaktor gesehen, hält Birgit Fischer dagegen. Der volkswirtschaftliche Nutzen werde unterschätzt. …“
Dieser Disput ist alt: Der Staat verdient durch die 19% Mehrwertsteuer auf Arzneimittel kräftig mit. Das eingenommene Geld fließt nicht ins Gesundheitssystem sondern in den Staatshaushalt. Andere EU-Länder haben bekanntlich den halben oder keinen MwSt.-Satz auf Arzneimittel. Würden die 19% Mehrwertsteuer auf Arzneimittel in das Gesundheitssystem fließen, wäre schon ein großer Teil der steuerlichen Forschungsförderung refinanziert. Das Hat Herr Kurz in seinem Artikel leider nicht berücksichtigt.