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DIE AUTOREN

Karen Thiel
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als selbständige Pharma-Expertin für die Bereiche Medical-Marketing und Patient Support tätig. Ich betreue Biopharma, RX, OTC/OTX, Supplements und apothekenexklusive Kosmetik-Marken als Managerin oder Consultant. Ein besonderes Spezialgebiet von mir ist der Aufbau von Patienten-Support-Programmen. Auch Online/Social-Media-Aktivitäten im Healthcare-Bereich zählen zu meinen Kernkompetenzen. Meine Firma heißt KT Projekt. Mein Angebot sowie eine Referenz- und Projektliste finden Sie unter www.ktprojekt.de.
Dr. Martina Hänsel
In der Pharmabranche arbeite ich seit mehr als 20 Jahren und bin seit über acht Jahren freiberufliche Beraterin mit Schwerpunkt auf medizinisch-wissenschaftliche Beratung, Kommunikation und Interim Management. Außerdem absolviere ich einen Master-Studiengang Regulatory Affairs.

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Aluhut-Gesundheitsexpert:innen – kein Ruhmesblatt für die Fachgruppe

Jetzt wo die Pandemie vermutlich in eine Endemie mündet – auch wenn es vielleicht noch zu früh ist, sich festzulegen – lassen sich Phänomene aus der Pandemiezeit unemotional aufarbeiten. Starten wir also sukzessive damit.

Sie haben es sicherlich auch gehört und gelesen oder selbst erlebt:

Sprich Mediziner:innen verweigerten sich den wissenschaftlichen Fakten und begaben sich auf ein Verschwörungsniveau. Aber nicht nur sie, auch andere – eigentlich Fachleute im Gesundheitsbereich – fanden sich in den Verschwörungszirkeln, z. B.  Apotheker:innen, Naturwissenschaftler:innen, Heilpraktiker:innen etc. Sie bildeten eine illustre Schar von Quermotzer:innen. Für viele Leser:innen ist sicherlich eher überraschend, dass auch hochqualifizierte Menschen offen für Verschwörungsdenken sein können, wie eine Studie zeigte. Und das trifft somit auch für die medizinische Fachgruppe zu.

Welche Gründe gibt es, dass auch Gesundheitsexpert:innen sich auf quermotzende Wege begaben und noch immer begeben?

1. Alles Homöopathie-Anhänger?

Die vielleicht einfachste Erklärung, nämlich Mediziner:innen, die paramedizinische Ideen unterstützen, sind gleichzeitig Coronaleugner:innen und/oder Quermotzer:innen. Das trifft aber nur für einen Teil dieser Ärzt:innenschaft zu. Der Dachverband Anthroposophischer Medizin in Deutschland (DAMiD) hat sich ausdrücklich für eine aktive Beteiligung an der Impfkampagne, aber gegen eine Impfpflicht, ausgesprochen.

Unter Heilpraktiker:innen sind hingegen viele impf- und coronakritisch. Grundsätzlich lehnt der Verband der Heilpraktiker:innen Impfungen nicht ab, begleitet diese aber schon seit langem kritisch. 

Aber auch einige Apotheker:innen können große Homöopathiefans sein, wie Kontraste in einem krassen Beispiel zeigt.

2. Alles Reichsbürger:innen?

Unfassbar aber wahr, es gibt einige Reichsbürger:innen und Anhänger:innen rechter Ideologie unter den Ärztinnen und Ärzten. Momentan hagelt es bereits Verurteilungen. Eine Reichsbürger-Ärztin aus Bad Kohlgrub wurde beispielsweise zu 2 Jahren Haft – ohne Bewährung (!) – verurteilt. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Wieviele Mediziner:innen oder Apotheker:innen den Reichsbürger:innen-Gedanken teilen, ist unbekannt. Aber die Mediziner:innen müssen nicht zwingend Rechsbürger:innen sein, alles am rechten Rand ab AfD-Sympathisant passt ebenfalls.

3. Alles Wichtigtuer?

Wahrscheinlich gehört ein großer Teil der quermotzenden Medizinexpert:innen zu dieser Gruppe. Sind doch viele der studierten Expert:innen gewohnt, dass ihnen zugestimmt und geglaubt wird und nun standen sie mit ihrer Meinung isoliert da. Das hat zu einer Bockigkeit geführt, die sich immer mehr verstärkte und krudere Formen annahm. Diese Bockigkeit konnte man auch unter dem Pflegepersonal feststellen. Es ist dann schwer über den eigenen Schatten zu springen und Fehler bzw. Fehleinschätzungen zuzugeben. Ein ganz menschliches Verhalten.

4. Gibt es weitere Gründe?

Es wird noch andere Gründe für das Verhalten während der Coronapandemie geben:

Es mag noch andere Gründe geben, die rational und wissenschaftlich nicht nachvollziehbar sind. Gerne in die Kommentare schreiben welche Gründe Sie kennen oder noch denkbar sind.

Eine Minderheit: Coronaleugnende Expert:innen

Damit nicht ein falsches Bild entsteht: Wie auch in der Bevölkerung zählen nur wenige Gesundheitsexpert:innen zu den Corona-Leugner:innen und die Kollegschaft schämt sich, so wie sich auch viele Menschen für Freunde oder Familienangehörige schämen, die auf die Verschwörungserzählungen hereinfallen:

„Wenn ich aber sehe, dass Ärztinnen und Ärzte diesen Beruf ergriffen haben und dann auf völlig unethische Weise die Bevölkerung verunsichern, Ängste schüren und auf die „Corona-Leugner-Welle“ aufspringen, dann schäme ich mich, dass diese „Ärzte“ das gleiche Zertifikat der Approbation in Händen halten dürfen wie ich.“ (1)

Berufsrechtliche Konsequenzen?

Mit wirklichen Konsequenzen haben ärztliche Corona-Leugner:innen nicht zu rechnen, nur wenn sie nachweislich falsche Impfzertifikate, Gefälligkeitsatteste für Maskenbefreiung und mit Kochsalz impfen etc., können sie mit einem Strafverfahren rechnen. Aber wie gesagt, das Vergehen muss nachgewiesen werden. Trotzdem:

„Die gewissenhafte Ausübung des Arztberufs erfordert aber neben der fachlichen Qualifikation die Beachtung des anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse (§ 2 Abs. 3 BO). Eine private Meinung, die nicht dem anerkannten Stand der Wissenschaft entspricht, sollte ein Arzt deshalb im Praxisalltag nicht äußern.“ (2)

Fazit

Studium, Intelligenz und gute Ausbildung schützen nicht vor Verschwörungsglauben,  Quermotzertum und der sog. Alternativmedizin, die natürlich keine Medizin ist. Ein berühmtes Beispiel ist Steve Jobs, der tatsächlich glaubte, mit sogenannten nicht-medizinischen Methoden seine Krebserkrankung heilen zu können. Warum sollte es also nicht auch untern Gesundheitsexpert:innen solche Menschen geben?

Wie sagte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn: „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ – das gilt nicht nur für viele Fehler der Regierenden und ihren Beratergremien, es gilt auch für uns alle. Und jetzt wo die Emotionalität etwas herunter gekocht ist, sollten wir nicht nur analysieren, was ist gut, was ist schlecht gelaufen, wir sollten noch einmal versuchen ins Gespräch zu kommen mit den Menschen, die sich quer gestellt haben. Der eine oder andere wird vielleicht seine Haltung revidieren. Denn beispielsweise ist Impfen viel zu wichtig, als das das Thema so umstritten im Raum stehen bleiben kann.

Besonders an die Nase sollten sich die Medien packen, die durch Clickbaiting und Erregungsjournalismus die ganze Diskussion und vielleicht auch die Quermotzerei mit angefeuert haben.

 

Quellen

(1) https://www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/artikel/2021/februar-2021/zum-thema-covid-19-pandemie-wenn-man-sich-schaemt-arzt-zu-sein

(2) https://www.aekno.de/aerzte/rheinisches-aerzteblatt/ausgabe/artikel/2021/april-2021/corona-leugner-berufsrechtliche-folgen-fuer-aerztinnen-und-aerzte

 

Links zu weiteren Blogbeiträgen:

Die Vierte Gewalt – Medien und Journalist:innen in der Kritik

Der Noceboeffekt der Covid-19-Impfkampagne

Lesenswert: „Pandemien“ von Philipp Kohlhöfer

Eine Alternativmedizin gibt es nicht!

Die Erfolgsbilanz der modernen Pharmazie

Fake-News zu Covid-19-Impfungen – Wir klären auf!

Pharma: Der ewige Buhmann?

Das Placebo Homöopathie – der Mentor zählt

Dr. Wolfgang Wodarg und die Coronakrise

Die Geister, die die Medien riefen – Mangelndes Vertrauen in die Medizin

Ein guter Kommentar auf Pharma-Fakten zu neuem Pharma-Bashing

Evidence based Science – ein Qualtitässiegel gegen fake-science

 

 

 

Titelfoto: Engin Akyurt auf Pixabay

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